Zu intellektuell für die Hitparaden, zu englisch für die USA, zu deutsch für England, zu Pop für Punk: John Watts, Ende der 70er Erfinder und Betreiber der Band Fischer-Z, sitzt seit 30 Jahren recht bequem zwischen allen Stühlen. Zur Zeit ganz allein, denn statt unter dem Namen der Band zu touren, die doch eigentlich immer nur er selbst war, bevorzugt es der Meister derzeit, unter seinem eigenen herumzureisen. Die Hallen sind dadurch noch ein wenig kleiner, aber auch das Gepäck ist leichter: Außer zwei Gitarren und ein paar Amps hat Watts nur Freundin, Managerin und Mikrophonzurechtstellerin Sarah dabei.
Doch auch wenn der Schöngeist mit dem Hütchen die Frauen alle Arbeit machen lässt, sobald er singt, ist er ganz Gentleman. Im schwarzen Anzug mit weißem Hemd, aber ohne Binder, bügelt John Watts seine Songs Billy-Bragg-artig platt, zwischendurch gerät er ins Erzählen, reißt finstere Witze über Angela Merkel ("Sie nimmt jede Menge Drogen, aber sie raucht nicht") und lädt das Häuflein Publikum immer wieder zum Mitsingen ein. Der Rockstar beim Rollenspiel, ein Zyniker im Clownsgewand - nur ganz am Ende, als John Watts das neue Stück "Shake My Head" singt, schimmert ein Mann durch den Vorhang aus Witzen und Themensongs, der den Zeitläuften mit zunehmend ratlosem Ressentiment folgt.
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