Sie fordern ein Tempolimit auf Autobahnen, kritisieren die Zersiedlung der Landschaft, messen zuviel Feinstaub bei Pellet-Heizungen, melden "0,6 Prozent mehr CO2 in der Luft", finden die "geplante Lkw-Maut zu niedrig", machen sich stark für eine "bessere Reinigung schmutziger Schulen", schlagen die Einführuung einer City-Maut vor und sind kategorisch "gegen längere Atomlaufzeiten" - ohne die Mitarbeiter des Bundesumweltamtes in Dessau wäre Deutschland sicher kein morderner, dem ökologischen Umbau zugewandter Staat.
Seit der frühere Kommunist und spätere Bundesumweltminister Jürgen Trittin das hochmoderne und ökologisch nach fünfzehn Jahren Planung und Bauzeit völlig unbedenkliche Gebäude als „ökologischen Vorzeigebau, mit dem wir uns in einer Stadt mit großer Architekturtradition sehen lassen können“ einweihte, haben Umweltbundesamt-Chef Andreas Troge und die Seinen so manche maßstabsetzende Pressemitteilung veröffentlicht. Und in ihren Büroräumen, für deren Bau Holz und Lehm verwendet wurden, leben die 780 Umweltbundesamtler vor, dass ein besonders umweltverträgliches Leben möglich ist: Ein umfassendes Energiekonzept sorgt dafür, dass nur ein Mindestmaß an Energie für Licht, Wärme und Kälte verbraucht wird, mit Erdwärmetauscher, Fotovoltaik, Wärmerückgewinnung und eingebautem eigenen Plätscherbach ist das für 74,3 Millionen Euro errichtete Gebäude ein Stück Zukunft mitten im Heute.
Seine Anziehungskraft auf die eigenen Angestellten aber muss das große Werk wohl erst noch richtig entfalten. Auch drei Jahre nach der Einweihung bevorzugen es rund 400 der 780 Mitarbeiter, in Berlin wohnen zu bleiben und zur Arbeit nach Dessau zu pendeln. Bei 250 Reisekilometern und 220 Arbeitstagen kommen so stolze 22 Millionen Kilometer im Jahr zusammen - eine Strecke mit der die beamteten Umweltaktivisten auf dem Weg in ihre Ökobüros alljährlich unübersehbare 5.500 Tonnen CO2 herstellen.
Leider müssen sie nämlich neuerdings auch noch mit dem Auto zum Ökobau fahren, denn die Bahnstrecke nach Dessau wird von der Deutschen Bahn nur noch stiefmütterlich angefahren. Unter anderthalb Stunden Reisezeit geht nichts, einmal umsteigen inbegriffen. Selbst Bahnchef Hartmut Mehdorn, der mal zu Besuch kam, reiste lieber mit dem Auto aus Berlin an.
Doch deshalb umziehen? Niemals! Lieber fahren die nimmermüden Verfasser von Warnungen vor "trockenen Sommern und warmen, feuchten Wintern mit allen Konsequenzen für Land- und Forstwirtschaft - von Pflanzen und Bäumen, die unter diesen Bedingungen nicht mehr wie gewohnt gedeihen können, bis hin zu großen Wassermassen, die winters von den Mittelgebirgen in die Täler strömen werden", (Umweltbundesamtschef Troge), mit dem Auto zu Arbeit. Und warnen alle anderen weiter vor Fernflügen, Billigreisen, Pendlerströmen, Feinstaub, Landschaftszersiedlung und Klimafolgen.
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1 Kommentar:
ja, so mögen wir sie, unsere umwelt-heuchler.
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