Fußball im Fernsehen ist seit Inkrafttreten des neuen Glücksspiel-Staatsvertrages potentiell strafbar. Nachdem die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer zur Bekämpfung der Spielsucht, einer der großen Menschheitsplagen, beschlossen, Werbung für private Wettanbieter grundsätzlich zu verbieten, gleich jede Übetragung eines Champions-League- oder Länderspiels einem Banküberfall: Weil sich andere Länder nicht an das Werbeverbot für Glücksspiele halten wollen, sind Stadionbanden gern mit Reklame für bwin, bet-at-home oder intertops beklebt.
Über Pro7, Premiere und die ARD wird die illegale Werbung dann als Hintergrund des gezeigten Fußballspiels in deutsche Wohnzimmer verklappt, zu den Menschen also, die fürsorgliche Politiker wie Christian Wulff, Wolfgang Böhmer und Peer Steinbrück vor genau solcher Werbung hatten ein für allemal schützen wollen.
Hat nicht geklappt, juckt aber auch keinen. Nicht einer von Zehntausenden deutschen Staatsanwälten, kein Polizist und kein Politiker hat die wiederholte Durchführung einer Straftat vor den Augen von Millionen (§ 284 Strafgesetzbuch, Abs 4: "Wer für ein öffentliches Glücksspiel wirbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft") zum Anlaß genommen, gegen die Verantwortlichen zu ermitteln.
Die selbst behaupten, von nichts zu wissen. "Leider hat die ARD als Fernsehsender generell keinen Einfluss auf die Bandengestaltung in Fußball-Stadien", lässt uns Swantje Wittstock von der ARD wissen. Darüber hinaus habe das Fußball-Spiel im Wiener Stadion stattgefunden, und in Österreich sei die Bewerbung von bwin.com "anscheinend erlaubt". Es sei für "die ARD äußerst bedauerlich", aber "die Abbildung der Banden kann man aber leider nicht vermeiden, wenn ein Fußballspiel übertragen wird."
Sie wissen nicht, was sie senden, können es nicht ändern, aber vermeiden können sie auch nicht. Gesetze? Möglich, dass es die gibt. Aber die ARD weiß, was für ein Sturm losbrechen würde, kündigte die Politik an, die eben beschlossenen, völlig weltfremden Regelungen durchsetzen zu wollen. Auch die Politiker wissen das.
Folglich schauen alle zu und keiner sieht hin, folglich ist Wettwerbung dem FC Oberlausitz in de 5. Liga streng verboten. Sonst würden ja die fünfzehn regelmäßigen Zuschauer binnen kurzer Zeit zu wahren Zocker-Zombies werden. Vor einem Millionenpublikum aber ist das etwas anderes: Man redet nicht drüber. Niemand ist schuld. Und keiner verspielt Haus und Hof.
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