Er ist der Temperaturanzeiger für gelungenen Satzbau, der Scharfrichter missratener Bücher, eine Instanz im Literaturbertieb und dabei offensichtlich des Deutschen nicht übermäßig mächtig. Hellmuth Karasek hat den verstorbenen Schriftsteller Walter Kempowski heute in BILD, dem größten Literaturfachmagazin hierzulande, euphorisch einen „Chronisten der Deutschen“, "Archivar der deutschen Befindlichkeit" und "Seelen-Schreiber einer ganzen Nation" genannt. Das aber erst, nachdem er ihn dem Publikum, das Kempowski natürlich nicht kennt, mit einem am Rande der Besinnungslosigkeit taumelnden Satz vorgestellt hatte: "Walter Kempowski, kein Zweifel, der jetzt nach tapferer, zur Schau getragener schrecklicher Krankheit gestorben ist, war Deutschlands wichtigster Chronist des verlorenen Krieges und der Nachkriegsjahre". Nee, wirklich? Kempowski hatte eine tapfere Krankheit? Er hat sie tapfer zur Schau getragen? Oder ist Karasek einfach nur gaga? Weil nicht im Besitz der geltenden Kommaregeln?
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1 Kommentar:
Au weia. Zu Karasek siehe auch diesen Beitrag. Büschen lang, aber erhellend.
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