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Statt sich wenigstens mal die Zeichnungen anzuschauen, die er in Ermangelung spaltbaren Materials für Heimversuche angefertigt hat. Eine Art Seifenkiste aus kakeligen Strichen markiert darauf den Müllofen. Spitze Pfeile sollen die tödlichen Strahlen sein. Und eine Welle drumrum stellt das Magnetfeld dar, das alles zusammenhält. In diesem Atomkocher, hat Urban am heimischen Taschenrechner grob überschlagen, würde eine Schaufel Brennstoff 60.000 Jahre Energie liefern. Wenn es funktioniert.
Dass es das tut, daran glaubt Jens Urban ganz fest. Nur die Welt, die ist noch nicht soweit. Seit er damals arbeitslos wurde, zieht der Dessauer deshalb mit seinen Entwürfen über allerlei Erfindermessen und predigt die Power aus dem Atompudding. "Die Strahlung geht ja dann hier lang", wischt er erläuternd mit der Hand über die Zeichnung, "und dann hier rein und da durch."
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Physikalisches Gesetz, sagt Jens Urban triumphierend und zitiert Einstein: Umwandlung von Materie in Energie! Der Erfinder nickt jetzt bedächtig. Die Restwärme, die Atommüll ausstrahle, sei "auch gar kein Problem": "Das sind doch nur 60 Grad oder so."
Als er seine erste Erfindung machte, damals, in der 8.Klasse beim Unterricht in der
Produktion, konnte Jens Urban nicht ahnen, dass er das Tüfteln in den Genen hat. Immerhin, die kantige Vorrichtung zum Gewindeschneiden, die er ausbaldowert hatte, funktionierte. Und brachte ihrem 13-jährigen geistigen Vater zudem schnelle 50 Mark Prämie.
Heute ist es entschieden schwerer, gute Ideen umzusetzen und Geld damit zu verdienen. "60 000 Euro kostet ein Euro-Patent", stöhnt Jens Urban, "und selbst wenn man die ausgibt, hat man noch niemanden, der einem den Bau bezahlt." Auch deshalb sind die besten Stücke des Daniel Düsentrieb aus Dessau bis heute allesamt geheime Verschlusssache, abgespeichert nur in "meiner großen Festplatte hier oben" wie er mit einem Tippen an die breite Stirn sagt. Dinge stapeln sich da, die "Osmose-Gegendruckpumpe" heißen oder "Elektrostatik-Antrieb mit Schwerkraftgenerator" und über die ihr Schöpfer aus Gründen der Geheimhaltung nicht allzuviel verraten darf.
Zwischendrin steht eine Modulsolaranlage, die entsalzt, kühlt, heizt und Strom erzeugt, daneben ein Magnetfeld-Motor. Jedes für sich, sagt Greenpeace-Mitglied Urban, würde die Welt zu einem besseren Ort machen. Nur hätten die Großkonzerne eben einfach kein Interesse. Warum eigentlich nicht? "Na, schon allein, weil ein Außenseiter wie ich die mit jeder guten Idee blamiert." Hier die riesigen Laboratorien. Dort der Einzelkämpfer in der ockerfarbenen Windjacke, den ein Fernsehabend mit den Flutbildern aus Ostasien flugs dazu inspirierte, den definitiven Solar-Stromerzeuger auf ein Blatt zu kritzeln.
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Geht es nach ihm, wird es dabei allerdings nicht bleiben. Noch hat Jens Urban kein Patent beantragt. Schon aber ist eine seiner Ideen erfolgreich: Ein Solarlaser von der Art, wie er ihn vor Jahren schon ausgedacht und aufgemalt hat, werde in Afrika inzwischen für Augenoperationen verwendet. "Den hat zwar dann jemand anders erfunden", sagt Jens Urban, "aber ich auf der richtigen Spur war ich."
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1 Kommentar:
ein sehr viel sympahtischerer spinner als der mit dem haferschleim.
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